Großübung: Austretende Ammoniaklösung aus einem Tankfahrzeug

Auf dem Gelände des Holcim Zementwerks Höver fand am Samstagnachmittag, 28. April 2018 eine Großeinsatzübung zu einem Gefahrgutunfall statt. Bei dem dargestellten Großschadensereignis ging es um eine Leckage von Ammoniak* auf dem Werksgelände, das durch Spezialisten abgedichtet werden musste.

Um 13 Uhr wurden die Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehr Höver mit dem Alarmstichwort „Austretende Flüssigkeiten“ alarmiert. Vor Ort erfolgte die detaillierte Lageeinweisung der Einsatzkräfte. Das Szenario stellte sich so dar, dass beim Befüllen eines 40 Kubikmeter fassenden Tanks ein Füllschlauch geplatzt war. Durch den Ausfall eines Sicherheitsventils liefen 5000 Kilogramm Ammoniaklösung aus. Aufgrund dieser Erkenntnisse erfolgte durch den Einsatzleiter Markus Meyer die Auslösung der Alarmstufe ABC 2 und die Regionsleitstelle alarmierte den ABC Zug Region Hannover Ost. Dieser setzt sich aus 14 Freiwilligen Feuerwehren der  Kommunen Burgdorf, Sehnde, Lehrte und Uetze zusammen. Zum ersten Mal wurden auch Einsatzkräfte der Feuer- und Rettungswache 3 der Berufsfeuerwehr Hannover mit der Gefahrgutkomponete dazu alarmiert.

In einem Modul der Übung wurden im Einsatzabschnitt der Ortsfeuerwehr unter Führung eines Einsatzleiters die Erstmaßnahmen nach GAMS** Regeln vorgenommen. In einem weiteren Modul wurde die Zusammenarbeit zwischen dem ABC Zug der Region Hannover Ost und Kräften der Berufsfeuerwehr Hannover erprobt. Von einem Einsatzabschnitt aus erfolgte der koordinierte Ablauf der gesamten Messaufträge unter Leitung der Berufsfeuerwehr. Hier mussten Messpunkte bestimmt und ein Ausbreitungsmodell erstellt werden.

Weitere Aufgaben bestanden im Abdichten und dem Umfüllen des Ammoniaks durch Einsatztrupps mit Chemikalienschutzanzügen (CSA). Auch hier wurde eng zusammen gearbeitet, nämlich bei der Ausgabe von Materialen durch die Feuerwehr Hannover und der anschließenden Reinigung am Dekontaminationsplatz. Gegen 15:45 Uhr war die Einsatzübung beendet. Insgesamt beteiligten sich rund 100 Einsatzkräfte und 25 Fahrzeuge der Feuerwehr.

„Die Zusammenarbeit der an dieser großangelegten Übung beteiligten Gruppen hat hervorragend funktioniert. Mit dem Modell sind wir gut auf derartige Großschadensereignisse vorbereitet“, war das Fazit von Ralf Heger – Brandschutzbeauftragter des Werks Höver und Organisator der Einsatzübung.

Ziel einer solchen Großübung ist es auch, Optimierungsbedarf aufzudecken. So war z.B. die Durchfahrtshöhe für die Fahrzeuge zur Einsatzstelle zu niedrig, stellte Ortsbrandmeister Markus Meyer fest. Außerdem machte sich ein Personalmangel bei der Technikausgabe bemerkbar.  Der zuständige Beamte der Feuerwehr Hannover konnte hier aber entwarnen: Bei einem Einsatz würde ein Fachberater abgestellt, der die Materialen aus dem Abrollbehälter der Feuerwehr Hannover herausgeben würde.

„Für alle Beteiligten ist diese Übung eine wichtige Erfahrung gewesen, die auch den Zusammenhalt in den Teams gestärkt hat. Gerade diese simulierten Situationen helfen, im Ernstfall die Lage handhaben zu können“, sagte Ralf Heger. „Das Konzept der Zusammenarbeit hat sich aus unserer Sicht unbedingt bewährt.“

Erik Jantzen,  Leiter des Holcim Zementwerks, dankte den Feuerwehren für Ihre Bereitschaft, in ihrer Freizeit eine solch aufwendige Übung durchzuführen. „Mit so gut ausgebildeten und motivierten Feuerwehrleuten in der Umgebung des Werkes fühlen wir uns noch sicherer!“

Auch der Leiter Arbeitssicherheit von Holcim Deutschland, Torsten Krohn, war vor Ort und überzeugte sich – selbst Feuerwehrmann – von der Schlagkraft der örtlichen Feuerwehren bei einem solch komplizierten Szenario.

 

Anmerkungen:

*Ammoniak: Ammoniak wird bei der Düngemittelproduktion in Rauchgasreinigungsanlagen, der Salpetersäurengewinnung und als Wärmeträger in Kühl- und Kälteanlagen verwendet. Ammoniak, ein giftiges, ätzendes Gas, ist weit verbreitet und wird technisch vielfältig in meist großen Mengen eingesetzt.

**Die GAMS-Regel

G wie Gefahren erkennen
A wie Absichern der Einsatzstelle
M wie Menschenrettung unter Eigenschutz
S wie Spezialkräfte nachfordern